Wieso setzt die stadtzürcher Informatik nicht auf verbreitete Standards?
Veröffentlicht am 13.07.2011 von endurit gmbh | 0 Kommentar(e)
Die Stadt Zürich bietet unter der Bezeichnung ZüriPlan Online-Stadtpläne für Computer und das iPhone an. Anstatt die lokalen Mehrwert-Informationen fast kostenlos in ein bestehendes Kartentool wie Google Maps zu integrieren, setzt sie auf eine proprietäre Entwicklung. Für mich auf den ersten Blick wenig verständlich. Um mehr zu erfahren, habe ich heute eine schriftliche Anfrage lanciert.
ZüriPlan: Insellösung gerechtfertigt?
Zugegeben: Zumindest die Internetplattform beeindruckt mit einer erstaunlichen Fülle von Informationen und Funktionen. Allerdings ist die Anwendung gewöhnungsbedürftig – zu sehr haben wir uns schon an die weitverbreiteten Kartentools gewöhnt.
Auch die verfügbaren Informationen sind durchwegs typisch für Zürich. So erfahre ich zwar, wo eine Mobilfunkantenne oder alle paar Monate ein Cargo-Tram steht, wo eine Sondierbohrung durchgeführt wird und wo für Velos Einbahn gilt, wie ich mit dem Velo von A nach B komme und wo es eine Mütter- und Väterberatung gibt. Aber natürlich nicht, wo wichtige Baustellen und weitere Verkehrseinschränkungen vorliegen, oder wo es freie Parkplätze gibt. Ist im Vergleich mit Sondierbohrungen ja auch völlig unbedeutend. Zum Glück hilft hier – zumindest für Parkhäuser – die Website der PLS Parkleitsystem Zürich AG weiter.
Schriftliche Anfrage
Die Stadt Zürich bietet unter der Bezeichnung ZüriPlan Online-Stadtpläne für Computer und das iPhone an. In diesem Zusammenhang bitten wir um die Beantwortung der folgenden Fragen:
- Welche Erstellungskosten (detailliert, inkl. Planung, Lizenzen, Entwicklung, Inhaltsaufbereitung und Bewerbung) und Folgekosten (detailliert, inkl. Lizenzen, Betrieb, Wartung und Weiterentwicklung) sind bei der Erstellung des konventionellen Internetauftritts von ZüriPlan angefallen? Bitte unterscheiden Sie interne und externe Kosten.
- Welche Erstellungskosten (detailliert, inkl. Planung, Entwicklung, Inhaltsaufbereitung und Bewerbung) und Folgekosten (detailliert) sind bei der Erstellung des iPhone App für den Internetstadtplan angefallen? Bitte unterscheiden Sie interne und externe Kosten.
- Wer hat den Anstoss für diese Angebote gegeben, und wie wurde der Bedürfnisnachweis geführt?
- Wie wird der Erfolg dieser Angebote (insbesondere Anzahl erfolgreiche Routenabfragen, Anzahl gewählte Telefonverbindungen) gemessen und veröffentlicht?
- Der Kanton Zürich verfügt über ein vielfältiges Angebot an Online-Karten. Wurde eine Kooperation mit dem Kanton geprüft? Falls nein, warum nicht? Falls ja, weshalb wurde sie verworfen?
- Mit swisstopo bietet bereits ein anderer staatlicher Kartenanbieter qualitativ hochwertige Online-Karten an, die auch in eigene Internet-Applikationen eingebunden und mit Zusatzinformationen versehen werden können (bspw. verwendet bei route.search.ch, map.wanderland.ch). Wurde eine Kooperation mit swisstopo geprüft? Falls ja, wann, mit wem, und weshalb wurde sie verworfen? Falls nein, warum nicht?
- Auch Google, mit dessen Standortwahl sich die Stadtregierung gerne brüstet, Microsoft (Bing Maps), NAVTEQ und andere Unternehmen bieten die Möglichkeit an, eigene Karten mit lokalen Zusatzinformationen zu erstellen. Die Kosten hierfür belaufen sich in jedem Fall auf einen Bruchteil der gewählten Lösung. Es ist sogar denkbar, dass diese Firmen die Integration gewisser Daten auf Anfrage selber vorgenommen hätten. Wurde eine Kooperation mit diesen Firmen gesucht? Falls ja, wann, mit wem, und weshalb wurde sie verworfen? Falls nein, warum nicht?
- Die Mehrheit der heute üblichen mobilen Geräte verfügen über die vorinstallierte Applikation „Google Maps“. Eine Lösung auf dieser Basis wäre somit nicht nur viel günstiger, sondern auch einem weit grösseren Benutzerkreis zugänglich und ohne Installation zu gebrauchen gewesen. Welche Gründe haben für diese wenig benutzerfreundliche Insellösung gesprochen?
- Das Projekt "OpenStreetmap" ist ein Open-Source-Projekt, das sich um die weltweite Sammlung von offenen Geo-Daten kümmert und auch ein Ökosystem von Applikationen geschaffen hat. Wurde in Erwägung gezogen, mit OpenStreetMap zusammenzuarbeiten und ihnen allenfalls GIS-Daten zur Verfügung zu stellen? Falls nein, warum nicht?
- Wurde in Erwägung gezogen, GIS-Daten der Stadt Zürich im Sinne einer "Open Government Data"-Initiative in Form von technisch nutzbaren Datensätzen und Schnittstellen zur Verfügung zu stellen und damit die Erstellung einer Vielzahl von kreativen Nutzungen und Applikationen Dritter zu ermöglichen? Falls nein, wieso nicht?
- Waren Dritte an der Erstellung dieser Lösungen beteilitgt? Falls ja, welche, und wie ist die Ausschreibung erfolgt?
- Auf der Website des GIS-Zentrum Stadt Zürich wird an einer Stelle eine Wohnbauförderungs-Applikation erwähnt. Worum handelt es sich hier?
- Plant die Stadt Zürich weitere iPhone-Applikationen oder andere Applikationen für Mobilgeräte? Welche?
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Ich werde Sie an dieser Stelle über die Antworten informieren.